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'Herr, berufe sie in das Werk Deiner Diakonie!'

Frauenbilder in der Heils- und Kirchengeschichte. Ausgesuchte Quellentexte, Theologische Studien

Erschienen am 21.07.2016
19,80 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783844046083
Sprache: Deutsch
Umfang: 158 S.
Format (T/L/B): 1 x 21 x 15 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Überraschend für die Kirche hat Papst Franziskus, der in einem Interview mit seinen Ordensbrüdern aus dem Jesuitenorden zu Beginn seines Pontifikates eine "Theologie der Frau" gefordert hatte, im Mai 2016 angekündigt, eine Kommission einzusetzen, die die Zulassung von Frauen zum weiblichen Diakonat prüfen soll. Die Frau im Dienst des Volkes Gottes ist ein Aspekt, der bis ins AT zurückreicht. In der Heilsgeschichte Israels nehmen auch Frauen ihren von Gott gewollten Platz ein, wobei sie sogar den Stammbaum Jesu bereichern. An der Schwelle vom AT zum NT steht allen voran Maria, die Gottesmutter. Sie begleitet das Heilswirken ihres Sohnes bis zum Kreuzesopfer. Schon zur Zeit Jesu gab es Frauen, die Jesus von Nazareth folgten und ihm dienten, und zwar bis zum Kreuz, unter dem auch die Mutter Jesu stand, während "starke" Apostel das Weite suchten und der spätere "Fels" Petrus ihn dreimal verleugnete. Frauen (und der Apostel Johannes) waren die eigentlichen Zeugen seines Todes und verkündeten als erste die Osterbotschaft von der Auferstehung, ohne die es nicht zur Kirchenbildung gekommen wäre. Frauen empfingen zusammen mit den Aposteln den Heiligen Geist und wurden so gestärkt und gesandt, die Frohe Botschaft zu verkünden. In der praktischen Entwicklung der christlichen Gemeinden bildeten sich schon im ersten Jahrhundert nach Christus Gemeindeämter wie Episkopat, Presbyterat und Diakonat heraus. Frauen waren vor allem in der Frauenpastoral engagiert. Für Paulus wurde Phöbe in der Hafenstadt Kenchreä bei Korinth eine wichtige Mitarbeiterin, die er als "Diakonin" bezeichnet (Röm 16,1). Die Diakoninnen in den Gemeinden wurden allmählich zurückgedrängt und von liturgisch-sakramentalen Funktionen ausgeschlossen. Doch bis ins hohe Mittelalter gab es noch die sakramentale Diakoninnenweihe, die dann mehr auf Äbtissinnen und Nonnen überging. Noch heute werden Chorschwestern im Kartäuserinnenorden durch den Bischof zu Diakoninnen geweiht. Dennoch ragen berühmte - aber auch weniger bekannte - Frauen aus der patriarchalisch geprägten katholischen Kirchengeschichte heraus: Heilige, Märtyrerinnen, sogar Kirchenlehrerinnen. Der Katholische Deutsche Frauenbund z.B. begeht am Gedenktag der heiligen Katharina von Siena (29. April) den "Tag der Diakonin". Die grundsätzliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung von Mann und Frau, die vielen ehrenamtlichen Dienste, die Frauen inzwischen in der Kirche übernommen haben und die auch von der Kirche anerkannt werden, lässt die Kirche darüber nachdenken, dass den Frauen auch ein eigener Status in der Kirche gebührt, der in einem sakramentalen Diakonat zum Ausdruck kommen könnte. Das wäre nicht nur ein Akt der Rehabilitierung der Frau in der Kirche, ein Identifikationsmodell der Frau mit der Kirche, sondern auch ein Zeichen der kirchlichen Wertschätzung ihrer Dienste, einschließlich des Glaubenszeugnisses, das viele Frauen in ihrem Leben erbracht haben und erbringen. In den reformatorischen Kirchen und der anglikanischen Kirche gibt es bereits den Frauendiakonat; in der orthodoxen Kirche gab es ihn jahrhundertelang, und bis heute steht einer neuerlichen praktischen Einführung keine positive Bestimmung entgegen. Die Einführung des weiblichen Diakonates in der katholischen Kirche könnte eine wichtige Brückenfunktion einnehmen und eine ökumenische Gesprächsbasis für die Konfessionen bilden.

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